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10 Jahre pulk fiktion – GEBURTSTAGSFESTIVAL

pulk fiktion wächst aus den Kinderschuhen raus und feierte ihren 10. Geburtstag.
Wir haben Freundinnen, Kolleginnen, Eltern und Kinder eingeladen, mit uns zu feiern, Theater zu gucken, darüber zu reden, in die Zukunft zu denken und zum Spielen und Basteln. Hier nochmal die Ankündigung:

Tag 1

Wir feiern uns mit euch. Wir zeigen unsere neuste Produktion Max & Moritz, lassen uns von unseren Theatereltern Theater Marabu eine Rede halten, und stoßen mit Speis und Trank auf uns an. Mit Live-Musik von Kent Coda.

Tag 2

Ein Tag an dem Geburtstagsfeierwütige, philosophische Seelen und Freund*innen des performativen Theaters auf ihre Kosten kommen. Wir fragen uns ‚Wie forciert der performative Umgang mit digitalen Medien im Kinder- und Jugendtheater dessen Inhalte und Formen?‘, ‚Wie kann ein zeitgenössisches politisches Kinder- und Jugendtheater aussehen?‘ und ‚Wie wollen wir in Zukunft im Kinder- und Jugendtheater arbeiten?‘.
Kleine Auftragsperformances der Theatergruppen performing group, CobraTheaterCobra und DramaKöln geben uns den praktischen Input, ein Vortrag von Kristin Klein von der Universität zu Köln lässt uns ernsthaft nachdenken und eine knallharte Selbstbefragung durch Georg Blokus durchleuchtet unsere Relevanzfähigkeit.
Dazwischen bleibt Zeit zum Diskutieren, im Videoarchive zu stöbern oder Geburtstagsspiele zu spielen.
Wir freuen uns auf ein ausgelassenes Zusammensein.

Tag 3

Wir verbringen Zeit mit unserem Publikum. Bei zwei Workshops lernen wir uns kennen und schauen dann gemeinsam Max & Moritz um am Ende des Tages unser Fest mit Wünschen für die Zukunft zu beenden.

PRESSE

Geburtstagsrede, Christoph Rech, Kulturbeirat Stadt Köln/FFT Düsseldorf, 13.10.2017

„(Wie kann man nur von sich behaupten, etwas zu erzählen, das) irgendeine Relevanz haben könnte in einer Zeit, in der Politik sich bizarrer und spektakulärer geriert als es irgendeine Erzählung erfinden könnte?! Wie kann man von sich behaupten in der Zeit zu sein und etwas davon zu berichten, zu sezieren, zu erzählen, beeinflussen zu können angesichts der Geschwindigkeit, in der Trends, Moden, Meinungen, Haltungen aufkommen und wieder vergessen werden?! Wie kann man sich nur anmaßen etwas zu ahnen von der Lebenswelt junger Menschen, wenn man noch nichtmal seine eigene Lebenswelt auch nur annähernd zu ergründen vermag oder im Griff hat?…Wie kann man daran glauben? Wie kann man all die Phantasie, den Verstand, das Herz, die Liebe in solche Hirngespinste, Anmaßungen, Überschreitungen, Übertreibungen investieren? Wie kann man nur? Liebe pulk Ihr könnt!“

Liebe Hannah, Norman, Eva, Basti, Manu, Matze, Karo, Clara, Esther, Elisa, Peter, Nicolas, Judith,

wie kann man nur? Wie kann man nur in unseren Zeiten aufs Theater setzen, Performance gar? Wie kann man behaupten, dass diese angestaubte museale allenfalls ethnologisch oder archäologisch interessante Kunstform heute noch irgendjemand interessiert? Irgendetwas erzählen könnte über unsere heutige Zeit, über das Hier und Jetzt? Irgendeine Relevanz haben könnte in einer Zeit, in der Politik sich bizarrer und spektakulärer geriert als es irgendeine Erzählung erfinden könnte?!
Wie kann man nur? Und das auch noch für Kinder und Jugendliche? Sich an 8, 10, 12jährige wenden, für die facebook schon out ist und die seit zwei Jahren ihren eigenen snapchat-account haben? Wie kann man von sich behaupten in der Zeit zu sein und etwas davon zu berichten, zu sezieren, zu erzählen, beeinflussen zu können angesichts der Geschwindigkeit, in der Trends, Moden, Meinungen, Haltungen aufkommen und wieder vergessen werden?! Wie kann man sich nur anmaßen etwas zu ahnen von der Lebenswelt junger Menschen, wenn man noch nichtmal seine eigene Lebenswelt auch nur annähernd zu ergründen vermag oder im Griff hat? Wie kann man sich erdreisten, etwas Neues zeigen zu wollen, etwas Ungesehenes. Wie kann man denken, man könne den einfachsten und höchsten Anspruch, den die Kunst stellt, erfüllen: der Welt etwas hinzufügen, das es noch nicht gab und das sie gebraucht hat. Wie kann man sich nur dahinstellen und sagen: seht her – wir haben uns da was ausgedacht. Wir reden euch nicht nach dem Mund, aber schauen euch aufs Maul. Wie kann man nur?
Wie kann man all das für sich in Anspruch nehmen und dann auch noch die Chuzpe finden, dies für die sensibelsten, kritischsten, offensten, verletzlichsten, anspruchsvollsten, klarsten Zuschauer, die es gibt, tun zu wollen?! Wie kann man nur? Wie kann man diesen jungen Zuschauern vorgaukeln, die Bestimmer zu sein und sich die Welt zu machen, wie sie ihnen gefällt?
Wie kann man davon ausgehen, dass Fernseh-Nachrichten für Kinder ein interessantes und angemessenes Thema wären? Oder gar ein stilles intimes Stück über einen alleinerziehenden Vater, der seine Frau verloren hat? Was für eine Idee, Erwachsene und Kinder könnten Familie miteinander frei aushandeln? Wie kann man nur denken, dass Kinderarmut und soziale Ungleichheit in unserem Land eine Rolle spielen könnte? Wie kann man Tieren auf der Bühne blutspritzend den Kopf abschneiden und das lustig finden wollen? Wie kann man nur?

Wie kann man all das tun? Wie kann man daran glauben? Wie kann man all die Phantasie, den Verstand, das Herz, die Liebe in solche Hirngespinste, Anmaßungen, Überschreitungen, Übertreibungen investieren? Wie kann man nur?

Liebe pulk Ihr könnt!

können ist wie wollen – nur krasser!

Christoph Rech, Kulturbeirat Stadt Köln/FFT Düsseldorf, 13.10.2017

Geburtstagsrede, Theater Marabu, 13.10.2017

„…Ein emanzipatorisches Theater für junges Publikum auf Augenhöhe, mit überzeugender, persönlicher Leidenschaft für die Überwindung von Ungerechtigkeit und Diskriminierung ohne jemals belehrend zu sein, weil euer Theater an die Wahrnehmungskompetenz seiner jungen Zuschauer und Zuschauerinnen glaubt. Wir gratulieren dir und euch dazu…“

Wir wurden von pulk fiktion gebeten hier ein paar Geburtstagsglückwünsche auszusprechen.

Das tun wir natürlich sehr gern, denn – wie die Meisten hier Anwesenden wissen – verbindet uns Marabus mit dem pulk ein theaterfamiliäres Band, wenn man das so sagen kann und eine Geschichte, die lange vor der Gründung von pulk fiktion vor 10 Jahren begann.
Unsere erste Begegnung hatten wir mit Hannah im Jahr 1999. In „ZwischenZeit“, so hieß die damalige Produktion, in der hannah mitwirkte, fragten wir uns, was wir am Ende unseres Lebens rückblickend über die Zeit zwischen unserer Geburt und dem zu erwartenden Tod, über diese Zwischenzeit also, sagen können wollen.
Hannah sagte damals: Es folgt ein O-Ton

Liebe Hannah, wir finden, dass da schon jetzt eine klare Linie und eine prinzipienfeste Handschrift zu erkennen ist und dass das alles bereits schon jetzt einen sehr schönen Sinn ergibt, was ihr da macht:
Ein emanzipatorisches Theater für junges Publikum auf Augenhöhe, mit überzeugender, persönlicher Leidenschaft für die Überwindung von Ungerechtigkeit und Diskriminierung ohne jemals belehrend zu sein, weil euer Theater an die Wahrnehmungskompetenz seiner jungen Zuschauer und Zuschauerinnen glaubt. Wir gratulieren dir und euch dazu.
Danach folgte unsere Recherche „Ein Haufen Heimat“ und wieder ein Jahr später das Stück „nachtgestalten“, in dem dann neben Hannah erstmals auch Eva mitwirkte. Und noch ein Jahr später kam dann auch Manu in dem Stück „kontaktbar“ dazu. In „Täglich Seife“ spielte dann Manu während Eva mit ihrer Live Cam den Spieler*Innen im wahrsten Sinne des Wortes auf die Pelle rückte.
Nachdem die drei dem jungen Ensemble quasi entwachsen waren und sie sich beruflich in den Künsten weiter qualifiziert hatten, standen sie dann plötzlich wieder vor unserer Tür mit der Frage, wie es denn nun weitergehen könne.

So entstand die Idee des „Nachwuchs Regie“. Junge Menschen, die das Theater perspektivisch auch beruflich betreiben wollten, sollten im Theater Marabu einen Raum haben, eigene Ideen zu erforschen.
Hier probierten sie dann erstmals in eigener Regie und federführend, ließen uns teilhaben an ihrer Probenarbeit, hörten aufmerksam zu … oder weg, was wir zu den ersten eigenen szenischen Ideen zu sagen hatten. Das End-Ergebnis konnte sich mehr als sehen lassen.
„Ein Stück Autokino“ war ein charmanter Roadmovie, mit Hannah und Manu als eine Art „Bonny und Clyde“, der dann zum internationalen Festival der AGORA eingeladen wurde und weitere Einladungen wie z.B. dem internationalen Festival MOMIX nach sich zog.
Gerade das Agora Festival war besonders, weil hier mit der Agora und seinem künstlerischen Leiter Marcel Cremer, quasi unserem eigenen Marabu Theater-Papa, so etwas wie ein Familientreffen stattfand und künstlerische Verwandtschaften innerhalb der Generationen spürbar wurden …. und auch nachhaltig gefeiert wurden.
Nicht zuletzt entstand hier die Idee, eine eigene Gruppe zu gründen. Die Geburtsstunde von pulk fiktion, der dann Produktion wie „Nicht Efraims Töchter“ und „Rest der Welt “ – beide noch im Theater Marabu realisiert, – entstanden. Und auch als sich die Wege räumlich trennten, blieben wir doch bis zum heutigen Tag eng verbandelt. Hannah spielte und inszenierte im Marabu, Norman und Manuela spielen aktuell bei uns oder wir arbeiten auf anderer künstlerischer Ebene zusammen.
Jetzt fragt sich vielleicht jemand, ob es so viel – vielleicht ein wenig nostalgischen – Rückblicks bedarf, um zum Geburtstag zu gratulieren, aber so sind Eltern, wenn die Kinder Geburtstag haben. Sie holen die alten Bilder raus, als die Kinder noch klein waren, sehen stolz zu, wie sie wachsen und wundern sich wie schnell das geht.
Sie merken, wenn sie gebraucht werden und noch viel mehr, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, sie müssen den richtigen Abstand finden – das gilt für Kinder und Eltern – und müssen manchmal auch neidlos anerkennen, wenn die eigenen Kinder einem über den Kopf wachsen.
Die Begegnung mit euch und anderen jungen Künstler*innen hat unser Theater Marabu verändert und wichtige Impulse für unsere Arbeit gegeben und fruchtbare Diskussionen um Spielweisen und Formate angestoßen.
Der Dialog mit der „Next Genrationen“ irritiert, fordert und provoziert ja auch die – nennen wir sie mal „Now Generation“ – von Theatermacher*innen und stellt ihre,
zum Teil auch allzu routinierten Strukturen und Inszenierungsstrategien in Frage.
Für diese Irritationen und In-Frage-Stellungen möchten wir euch danken, denn sie haben uns weitergebracht.
Was bleibt ist die Gewissheit, dass man so viel nicht falsch gemacht haben kann, wenn diese klugen, engagierten, liebenswerten, ehrlichen und offen-neugierigen Kinder dabei herauskommen, die dann auch noch ein ebensolches Theater machen.
Hannah hat uns anlässlich unseren zehnten Geburtstages mit dem Jungen Ensemble Marabu zu sich selbst gratuliert, weil diese Theatererfahrung im Jungen Ensemble sie zu einem „lebendigen und mutigen Menschen“ gemacht habe.
Wir gratulieren euch, liebe Pulkis, heute zu euch selbst, weil ihr tolle Menschen seid – mit oder ohne Theater. Ihr könnt darauf vertrauen, dass ihr alles richtigmacht, weil ihr die richtigen Fragen stellt und das Herz am richtigen Fleck habt.

Wir wünschen euch, dass die Qualität eurer Arbeit endlich auch finanziell entsprechend anerkannt wird. Künstlerisch ist euch das ja längst gelungen.
Als kleines symbolisches Geschenk haben wir für euch einen Werkzeugkasten, der euch auf euren Expeditionen begleiten soll und einen Verbandskasten, falls mal etwas schiefgeht. Seid gewiss, wenn ein Pflaster einmal nicht reichen sollte, sind wir für euch da.
Zum Schluss noch ein Wunsch: Wie alle Eltern wünschen wir uns natürlich auch, Großeltern zu werden und zu sehen, wie ihr eure Erfahrungen als Eltern wiederum an eure Kinder weitergebt, damit sie nie aufhöre:
die Suche nach dem Wahren, Guten und Schönen.
Oder vielleicht sollte man nach der heutigen Aufführung von „Max und Moritz“ sagen
Die Suche nach dem Wahren, Fiesen und Bösen.

Herzlichen Glückwunsch PULK FIKTION

(gehalten von Tina Jücker und Claus Overkamp am 13.10.2017 im FWT Köln)

Unsere Grube
Theaterstück
JUNGERpulk
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nach dem gleichnamigen Bilderbuch von Emma AdBåge, ab 5 Jahren

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Für alle die Lust haben mit pulk fiktion Theater zu machen

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Künstlerische Netzwerke mit und für junge Menschen

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GRUSEL ein Live-Hörspiel im Theater für blinde und sehende Menschen ab 8 Jahren

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