MANNHEIMER MORGEN, 18.12.18
„Die Koproduktion des Theaterkollektives pulk fiktion (…) wirft (…) einen differenzierten, vielstimmigen und (selbst-)kritischen Blick auf die digitale Lebenswelt der Gegenwart. (…) Gewinnend schräg, humor- und gehaltvoll zugleich, bietet die Uraufführung der preisgekrönten Performancegruppe pulk fiktion mithin nicht nur anregende Theaterunterhaltung, sondern vor allem auch eine profunde Ausgangsbasis für weiterführende Diskussionen.“
Vier digital Immigrants begaben sich auf eine Reise durchs World Wide Web. Jetzt treffen sie auf dessen Ureinwohner*innen und haben ihnen etwas zu berichten. Von wichtige Informationen, unangemessenen Meinungen, politischen Überzeugungen, von leeren Behauptungen und gefiltertem Wissen. Sie wollen Reden schwingen, überzeugen, den Ton angeben. Sie haben Spaß an Störgeräuschen und unbequemen Fragen. Sie singen vielstimmig, suchen nach dem richtigen Ton, vergessen dabei die Fakten, vertauschen die Worte. Sie verlieren den Faden, verlieren einander und sich selbst.
Ein schräges Diskurs-Musical, das im digitalen Wirbelsturm von Meinungsblasen und Internet-Trollen nach Klartext sucht.
Festivals und Auszeichnungen
licht.blicke 2019 – Jugendtheaterfestival Nürnberg
KUSS! Hessische Kinder- und Jugendtheaterwoche 2019
Hier geht es zum kunstvermittelnden Begleitmaterial
Konzept: pulk fiktion
Regie: Hannah Biedermann
Performance: Norman Grotegut, Manuela Neudegger, Nicolas Schneider, Conni Trieder
Musik: Nicolas Schneider, Conni Trieder
Choreographie: Elisabeth Hofmann
Ausstattung: Ria Papadopoulou
Technik und Licht: Peter Behle
Produktionsleitung: Esther Schneider
Premiere: 15.09.2018
Eine Koproduktion von pulk fiktion mit Freies Werkstatt Theater Köln, FFT Düsseldorf, LOT Braunschweig und Junges Nationaltheater Mannheim. Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und den Fonds Darstellende Künste.
Spieldauer: ca. 60 Minuten
Anzahl der Mitwirkenden: 4D + 1T
Zielgruppe: Jugendliche ab 13 Jahren und Erwachsene
Zuschauerzahl: max 200 Zuschauer*innen
Bühne: mind. 6m x 8m, Höhe 3 m, Maße können ggf. abweichen – nach Absprache.
Der Raum muss verdunkelbar sein.
Licht/Ton: Scheinwerfer werden vom Haus benötigt. Lichtpult wird mitgebracht. Tonanlage wird vom Haus benötigt, und durch Lautsprecher auf der Bühne ergänzt. Ton wird von der Bühne, als auch vom FoH gesteuert.
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Die deutsche Bühne, 17.12.18
„Und da Regisseurin Hannah Biedermann immer neue Wege versucht, wird jede Inszenierung von ihr spannend. Bei „Trollwut“ hat sie ein neues Genre erfunden: das „Diskursmusical“… Musikalisch ist das Ensemble hervorragend aufgestellt. Nicolas Schneider und Connie Trieder treiben das Ensemble mit (eingängigen) Melodien voran.(…) Das ist einfach gut gemacht.(…) Hier steht ein Ensemble auf der Bühne, das ein Anliegen hat.“
Im digitalen Wunderland
Altbekannt ist die Schelte auf die Jugend, die vor lauter Konsum der Social Media gar nicht mehr dazu kommt, eine Meinung über das, was sich in der Welt ereignet, zu entwickeln und kein, aktuell so dringend gebotenes, politisches Engagement zeigt. Diese Vorurteile greifen die Mitglieder des Kölner Theaterkollektivs „pulk fiktion“ auf. Sie haben sich auf eine Reise in das Land der sozialen Medien begeben und kehren genauso verwirrt aus diesem Wonderland zurück wie wir, die nicht mit den Selbstverständlichkeiten eines „Digital Natives“ ausgestattet sind. Auch „pulk fiktion“ glaubt an die Kraft der Aufklärung, wenn auch alles gegen sie spricht. Sehr dem Licht, das den Menschen aus seiner selbstverschuldeten Mündigkeit führen soll, verpflichtet, macht sich die Gruppe auf den Weg der Recherche. Da ist dann vom Band zu hören, was Jugendliche auf die Frage nach ihrem Engagement antworten. Das erscheint wie von Frage zu Frage zu einer Struktur geordnet. Und da Regisseurin Hannah Biedermann immer neue Wege versucht, wird jede Inszenierung von ihr spannend. Bei „Trollwut“ hat sie ein neues Genre erfunden: das „Diskursmusical“. Das geht dann so: Wenn man sich in der Argumentation festgefahren hat, legen sich meist alle zu Boden, es folgen ein kurzes Dunkel und dann rotes Licht, das Ensemble erhebt sich, macht Musik, singt und tanzt (Choreographie: Elisa Hofmann). Oft wird dann auch laut gelacht, wenn ich als Zuschauer auch nicht genau weiß, warum. Denunziationsgelächter? Verzweiflung?
Da sind wirklich Trolle auf der Bühne. Ria Papadopoulou stattet die vier Spieler und Musiker mit riesigen surrealen Perücken aus, hingegen finden sich in der Kleidung, die vornehmlich aus „haarigen“ Elementen besteht, eher Show-Elemente. Auch ihr Bühnenbild ist eine Mischung aus Showbühne und digitalem Assoziationsraum. Vor einer Hintergrundwand aus Spiegelfolie sind im Raum vier Mikrofone auf Ständern verteilt, denen jeweils vier Stapel an verschiedenen Lautsprecherboxen zugeordnet sind. Im Dunkel leuchten die Kabel der Ständer auf dem beigefarbenen Teppichboden, den man nur barfuß betreten darf. Musikalisch ist das Ensemble hervorragend aufgestellt. Nicolas Schneider und Connie Frieder treiben das Ensemble mit bekannten Melodien voran, die manchmal neue Texte bekommen. Das ist einfach gut gemacht.
Aber auch Hannah Biedermann hat mit den Tücken eines Musicals zu kämpfen, die Musik ist immer lauter ausgesteuert als die menschliche Stimme. Manuela Neudegger und Norman Grotegut machen das hervorragend, sie sind immer zu verstehen, während Nicolas Schneider und Connie Trieder immer dann, wenn scheinbar „privat“ auf der Bühne operiert wird, eher leise vor sich hinmurmeln. Aber hier agiert ein Ensemble, das ein Anliegen hat. Und nicht lügen möchte. Nach einem mutigen Auftritt gegen den neuen Faschismus gibt es ein leises Nachspiel: Man hat keine Lösung, nur die Hoffnung, dass die Vernunft der Aufklärung sich durchsetzen möchte.
Dem Jungen Nationaltheater Mannheim ist für den Mut zu danken, diese Produktion koproduziert zu haben.
RHEINPFALZ, 18.12.18
„Pfiffige Texte, eingängige Melodien und fantasievolle Kostüme beeindruckten das Publikum.“
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Rheinkultur, Nov 2018
„Das Diskurs-Musical ist schräg. Es erinnert an ein trashiges Musikvideo aus den Achtziger Jahren. Die Schauspieler*innen tragen opulente Perücken in ungewöhnlichen Farben. (…) ‘Trollwut’ setzt sich mit dem digitalen Zeitalter auf eine ganz eigene Art und Weise auseinander. Die Performance ist erheiternd und so nah an der Realität, dass einem manchmal das Lachen im Hals stecken bleibt..“
Trollwut
Haben sie eine eigene Meinung? Schauen sie Nachrichten? Interessieren sie sich für Politik? Das wollen die vier Digital Immigrants von den Ureinwohnerinnen des World Wide Web wissen. Dabei kommen die Antwort von Tonband. Zerstückelte Segmente von Jugendlichen, die sich zu den Fragen Gedanken machen. Was dort zu hören ist, verstört. Soviel Unwissen und Gleichgültigkeit müssen sie erst verarbeiten. Die Digital Immigrants stehen für Toleranz und Meinungsfreiheit. Sie diskutieren, streiten, tauschen sich aus und wenn sie irgendwann nicht mehr weiterkommen, fangen sie einfach wieder von vorne an. Das Diskurs-Musical ist schräg. Es erinnert ein an ein trashiges Musikvideo aus den Achtziger Jahren. Die Schauspielerinnen tragen opulente Perücken in ungewöhnlichen Farben. Die auffällige Kleidung ist individuell an den Look angepasst. Zu den disharmonischen Liedern läuft der Synthesizer auf Hochtouren. „Trollwut“ setzt sich mit dem digitalen Zeitalter auf eine ganz eigene Art und Weise auseinander. Die Performance ist erheiternd und so nah an der Realität, dass einem manchmal das Lachen im Hals stecken bleibt. Am Anfang kommen sie, um uns vor der Digitalisierung zu retten. Nach reiflichem Überlegen sind sie eher gekommen, damit wir sie retten.
Kölnische Rundschau, 28.11.2018
„Mit dem Diskurs-Musical ‚Trollwut‘ in der Regie von Hannah Biedermann macht sich das Kinder- und Jugendtheaterkollektiv pulk fiktion auf eine abenteuerliche Reise durch das World Wide Web. Vorbei an den Abgründen des Internets begegnen sie Meinungsblasen und Internet-Trollen. (…) In fetzigen, trashigen und schrägen Songs geht es um glaubhafte Informationen, unangemessene Meinungen, politische Überzeugungen, leere Behauptungen und gefiltertes Wissen.“
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