Theaterstück
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Papas Arme sind ein Boot

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Es ist stiller, als es je zuvor gewesen ist. Denn jemand fehlt – die Mutter des kleinen Jungen. Wie gut, dass es Papa gibt! Er streichelt die Hand des kleinen Jungen, legt die Wange an seine Wange und trägt den Junge auf seinen Schultern durch den Schnee. Sie füttern die Vögel, beobachten Sternschnuppen und wünschen sich etwas. Aber sie verraten nicht was. Papas Arme sind ein Boot, das den kleinen Jungen vor der Dunkelheit beschützt: „Wird schon werden“, sagt Papa, „ganz sicher!“

Eine tröstliche und warmherzige Geschichte über einen großen Verlust.

Die Inszenierung spürt diesem Gefühl mit Musik, Geräuschen, Papier, Zeichnungen, Video und wenigen Worten nach und lässt einen performativ-theatralen Entdeckungsraum aus kleinen Momenten des Lebens entstehen.

Er schiebt beide Arme unter meine Kniekehlen. Ich bin ein kleines Knäuel in Papas Armen. Mein Kopf lehnt an seiner Schulter. Meine Wange an Papas Wange. Sein Atem in meinem Gesicht. Nach einer ganzen Weile sagt er: M: „Morgen sägen wir die große Tanne um. Sodass sie mit einem lauten Krachen zu Boden geht. Das wird sicher spannend, nicht?“ N: „Hm“, antworte ich. M: „Ich säge gerne große Bäume um“ N: Papa sägt gerne große Bäume um.

Preise und Auszeichnungen

  • WESTWIND – Kinder- und Jugendtheatertreffen NRW 2014 in Essen – 1. PREIS der JURY

  • SPIELARTEN – Kinder- und Jugendtheaterfestival für NRW 2014

  • SCHÄXPIR – Theaterfestival für junges Publikum 2015

  • Hildesheimer Kindertheaterwoche 2014

  • Kinder- und Jugendtheatertage 2014, LOT- Braunschweig

  • Theater Starter 2014

SENSORISCHE REIZE & INHALTE
BESETZUNG

Autor: Stein Erik Lunde und Øyvind Torseter
Mit: Norman Grotegut und Matthias Meyer
Regie: Hannah Biedermann
Ausstattung: Brigit Kofmel
Animation: Norman Grotegut
Sounddesign: Matthias Meyer
Uraufführung: 2.11.2013
Rechte: Samlaget/Hagen Agency und Gerstenbergverlag

Eine Koproduktion mit dem COMEDIA Theater Köln und dem Jungen Ensemble Stuttgart – JES

TECHNIK

Spieldauer: ca. 55 Minuten
Anzahl der Mitwirkenden: 2H, 1T
Zielgruppe: Kinder ab 5 Jahren und Erwachsene
Zuschauerzahl: max. 65 Zuschauer
Bühne: min. 8,5 x 11,5 Meter Theaterraummaße, darin wird eine 6,6 x 9,5 Meter große Raumbühne aufgebaut, die Zuschauer sitzen im Bühnenraum, die Scheinwerfer und Tonanlage werden im Bühnenbau angebracht. Der Raum muss verdunkelbar sein.
Licht/Ton: Es wird eine Tonalage mitgebracht. Schweinwerfer werden teils mitgebracht, teils vom Haus benötigt. Nach Absprache kann das gesamte Equipment mitgebracht werden, samt Dimmer.

PRESSE

Aus der Begründung der Preisjury WESTWIND 2014 über Papas Arme sind ein Boot
“ …Wir möchten eine Aufführung prämieren, die dazu beiträgt, dass Kinder Dinge entdecken können, statt dass sie ihnen erklärt werden – die Kinder in ihrer eigenen Lebenswelt respektiert, einer Welt, in der traditionelles Handwerk und Elektronik zu finden sind – die Kinder in den kreativen Prozess einbezieht – der des gelingt, ein dunkles Thema auf intelligente und spielerische Weise zu transformieren – die den Theaterraum nicht auf eine Theaterszene mit Performern reduziert, sondern Kinder zu einem Himmel voller Sterne reisen lässt und es möglich macht, dass dieser Himmel in der nächsten Sekunde wieder zu einem normalen Schnürboden wird – die existenzielle Themen mit Alltagserfahrungen mischt – der es gelingt, die Beschäftigung mit Tod, Trauer und Erinnerungen zu einer spielerischen, positiven und hoffnungsvollen Aufführung werden zu lassen, die so viel mehr ist als einfach eine „Geschichte““

Preisverleihung Westwind 2014
Plädoyer der Preisjury

Karsten Dahlem
Johann de Smet
Ute Pinkert

We are living in a quickly-changing society.

A society that changes so quickly, that,
on one hand, we are racing quicker than our feet can walk,
and on the other hand, we try to hold ourselves forced, to what we know.
To what gives us: security.
With a big fear, for what we don’t know.
With a big fear, for who we don’t know.
A fear that leads to polarity.
To ‘black-white-thinking’.
To be “un-nuanced”.
This ratcae of last decades, doesn’t only makes us doubting about ourselves,
but also about how we have build up our society.
It makes us holding on to what exists, what we know, to clearness,
to structure in the potential chaos.
But is this the goal of art?
Is this the function of theatre?
Isn’t “art” not one of the few places:
where we still can ask questions where others stop to ask them?
where we can be nuanced instead of explicit?
where we may instinctively féél something instead of understand it ?
where we can tell something, that in fact no-one likes to hear that much ?
where we can collectively experience something, without it should have a profitable function?
where we still can be what we wanna be, and not what others expect us to be ?

We fighted through the history, for our freedom through and withing the arts.

That something MAY go worng.
That something can stand OBLIQUE.
That something dangerous CAN happen.
That something can be discovered that we don’t understand so well,
but feels rught.
That something unexpected can suddenly appear, and makes us think differently about
ourselves, and another.
Individually, but constantly in a collective connection.

Isn’t it time, to bring back the arts -and specific theatre- back to the place which gives it’s
importance to society: biting in the ankles of our security.
Not as a comfort-zone, that feels “gemütlich”.
But as a constructive place full of new questions, and exciting unpredicted action, full of
danger but also wonder and surprise.
Of course we don’t find this alone: we need therefo
re partners. Artistic soulmates.
People who have the talent for wonder and surprise.
For who, experiencing something for the first time, doesn’t make them scared.
People who have still the naivity , to fight as a little knight with engagement for
things that don’t exist yet, and against cynisme.
People who dare to follow a road, not knowing where they will end up.
And especially all this, is what CHILDREN have.
Children born in the last decade, the so-called “digital natives”,
raised with one hand in the hand of their mother and father,
and with one hand stroking on a screen,
are so ideal partners to help us finding a way in this quickly-changing society.
By taking those children seriously,
also in how they are living in a contemporary world.
A life that is much more, than only yellow-gree-blue-red-and-curls.
A life that is, AS full of desire, of dead, of questions, of digital media, of new family-
structures… AS in the life of an adult.
By looking for a réal connection with children, where children are not only been seen as
“future audience”, but as active, sélf-thinking, sélf-creative, tolerant people. As partners, in
our artistic crime.
As members of the WESTWIND JURY 2014, we therefore wanna give the signal that “art”,
and specific theatre for the young ones, can be enriched and improved by artistic
developments, which get out of the comfort-zone.
Theatre that in it’s content or form dare to fail, dare to flow into different directions, dare to
the leave the main road,… and dare to carry the same joy, the same love, the same risk, the
same surprise for what we don’t know yet,
as children have.
We have therefore unanimous decided to give the biggest price of two,
to a performance, which not is floating from the head to the heart,
but flows from discovering, through surprise, through looking and seeing, through
experiencing, towards the heart.
Wir möchten eine Aufführung prämieren:

  • die dazu beiträgt, dass Kinder Dinge entdecken können, statt dass sie ihnen erklärt werden;

  • die Kinder in ihrer eigenen Lebenswelt respektiert

  • einer Welt, in der traditionelles Handwerk und Elektronik zu finden sind;

  • die Kinder in den kreativen Prozess einbezieht

  • der des gelingt, ein dunkles Thema auf intelligente und spielerische Weise zu transformieren;

  • die den Theaterraum nicht auf eine Theaterszene mit Performern reduziert, sondern Kinder zu einem Himmel voller Sterne reisen lässt und es möglich macht, dass dieser Himmel in der nächsten Sekunde wieder zu einem normalen Schnürboden wird,

  • die existenzielle Themen mit Alltagserfahrungen mischt

  • der es gelingt, die Beschäftigung mit Tod, Trauer und Erinnerungen zu einer spielerischen, positiven und hoffnungsvollen Aufführung werden zu lassen, die so viel mehr ist als einfach eine „Geschichte“

Der größte Preis, der Preis von 7000 Euro, geht an:
PAPAS ARME SIND EIN BOOT
pulk fiktion Köln
Koproduktion mit COMEDIA Theater Köln und JES Junges Ensemble Stuttgart
Regie: Hannah Biedermann

Meine Südstadt.de vom 4.11.2013 über Papas Arme sind Boot
„…{Die Schauspieler} agieren auf so liebevolle Weise miteinander, dass die Schwere des Themas mit einem Mal viel leichter daher kommt…Unter der Regie von Hannah Biedermann lassen die Schauspieler zahllose Bilder und Phantasien entstehen, die die Zuschauer durch ein Wechselbad aus Trauer und Fröhlichkeit manövrieren…“Papas Arme sind ein Boot“ ist ein Stück für die Kleinen, das mit wenigen Worten auskommt und sich doch in die Herzen der Zuschauer einschleicht. Die Kinder sind begeistert. Die Erwachsenen stimmen der Meinung ihrer Kinder uneingeschränkt zu…“

Kleine Bühne für kleine Leute

Mama ist weg. Tot. Vater und Sohn sind allein und müssen gemeinsam über den Verlust hinweg kommen. Abends, wenn die Gedanken dunkel werden, fällt das besonders schwer. Dann kommt die Traurigkeit herein geschlichen, und Erinnerungen bevölkern den Kopf. Kein Wunder, dass sie beide nicht schlafen können. Dann wird ihnen viel Geduld für den anderen abverlangt.

Nach dem Bilderbuch „Papas Arme sind ein Boot“ des Autors Stein Erik Lunde und des Illustrators Øyvind Torseter entstand das gleichnamige Theaterstück für Kinder ab fünf Jahren und wurde nun auf der Bühne des Comedia Theaters uraufgeführt. Das Thema: Der Tod eines geliebten Menschen und das Umgehen der Hinterbliebenen miteinander.

Auf der Bühne des kleinen Saals ist eine Rundbühne aufgebaut. Helle Papierwände, weiße Bänke, mehr für Kinderpos als für breite Erwachsenenhintern gemacht. In der Mitte, von allen Seiten einsehbar: niedrige Kinderstühle, und -tische, Mikrofone, ein Computer mit Mischpult, Pizzakartons, ein Keyboard, Lampen, ein Diaprojektor.

Kinder und Erwachsene mischen sich. Trennen sich. Sitzen schließlich. „Mama, mach das Handy aus!“ Jaja, hat sie längst getan. „Papa, hier ist noch Platz!“ Papa sitzt längst, in Sichtweite, alles ist gut. Dann kann es ja losgehen. Die Schauspieler kommen still herein, spielen in der Mitte, zwischen den kleinen und großen Schauspielern.

Norman Grotegut und Matthias Meyer übernehmen abwechselnd die Rollen des Vaters, der um seine Partnerin trauert, und des Jungen, der seine Mutter vermisst. Sie agieren auf so liebevolle Weise miteinander, dass die Schwere des Themas mit einem Mal viel leichter daher kommt. Auf engstem Raum sprechen, spielen, toben und trauern sie miteinander. Meyer kreiert eigene Geräusche, die er aufnimmt, am Computer mit anderen Geräuschen mischt und auf diese Weise das Knistern eines Feuers im Kamin, einen Schneespaziergang oder Badezimmergeräusche erzeugt. Eisiger Wind, plätscherndes Wasser, Füße knirschen im Schnee.

Der Diaprojektor wirft Bilder an die Wände rings um die Zuschauer. Das Feuer flackert im Kamin. Knallrote Vögel scheinen vor dem Fenster zu fliegen. Das sind die Verstorbenen. Großformatige Zeichnungen, mit wenigen Strichen von Grotegut auf die Papierwände gemalt, vermischen sich mit den Projektionen und den Geräuschen. Ein kleiner Filmprojektor erweckt den roten Fuchs zum Leben und lässt ihn an den Wänden über den Zuschauer einmal um die ganze Bühne herum schleichen. Kinderstimmen, die vom Tod erzählen, erklingen aus dem Off.

Immer wieder werden Vater und Sohn von der Erinnerung an die Partnerin und die Mutter eingeholt. Jedes Mal finden die beiden zusammen, trösten sich gegenseitig und nicht nur einmal endet die gedrückte Stimmung in einem wilden Spiel. Plötzlich schneit es Taschentücher, die zwei brechen sie zu einer Schneewanderung und zur Sternenerkundung auf. Dabei sind Papas Arme wie ein Boot, das mit dem Jungen durch den Garten segelt.

Unter der Regie von Hannah Biedermann lassen die Schauspieler zahllose Bilder und Phantasien entstehen, die die Zuschauer durch ein Wechselbad aus Trauer und Fröhlichkeit manövrieren. Die unweigerlich an einen Haushalt mit Kindern erinnernde Bühnenausstattung von Brigit Kofmel fügt sich wunderbar in das Gesamtbild ein. Jedes Teil hat seinen Sinn und seinen Platz. Und immer wieder finden Bilder aus dem Kinderbuch den Weg auf die Bühne.

„Papas Arme sind ein Boot“ ist ein Stück für die Kleinen, das mit wenigen Worten auskommt und sich doch in die Herzen der Zuschauer einschleicht. Die Kinder sind begeistert (Vor allem wenn die Unterhose eines Schauspielers zu sehen ist). Die Erwachsenen stimmen der Meinung ihrer Kinder uneingeschränkt zu.

Meine Südstadt.de, Stephan Martin Meyer, vom 4.11.2013

AKT – Kölner Theaterzeitung, Dezember Ausgabe 2013 über Papas Arme sind ein Boot
„…Regisseurin Hannah Biedermann arbeitet akribisch und umsichtig. Sie sucht nach neuen Darstellungsmöglichkeiten, geht ungewohnte Erzählpfade, analysiert das Interieur und beschäftigt sich mit der Stille, die sie durch Musik und Geräusche kontert…“

STILLE ALS TROST

Im Comedia Theater inszeniert Hannah Biedermann „Papas Arme sind ein Boot“, dessen Vorlage der Norweger Øyvind Torseter lieferte. Handlung und Regieeinfälle stehen sich mitunter im Weg. Das Scheitern des ambitionierten Projekts liefert gleichwohl hochinteressantes Theater.

Schnee ist gefallen, die Welt ist still geworden. Während draußen die Winterlandschaft einem Idyll gleicht, lastet dieStille im Inneren des Hauses auf dem kleinen Jungen und seinem Vater. Auch wenn es nie offen ausgesprochen wird: das Schweigen rührt vom Verlust der Mutter, sie ist gestorben und die beiden sind Zurückgebliebene, die ihr Leben zu organisieren versuchen und sich dabei nahe an der Grenze zur Verzweiflung bewegen. Ein schwieriges Thema, dem der Norweger Stein Eric Lunde in wenigen, makellos formulierten Sätzen Ausdruck verleiht. Sein Landsmann Øyvind Torseterent warf die Bilder zu „Papas Arme sind ein Boot“, einem der bemerkenswertesten Bilderbücher, das in den letzten Jahren in Europa erschienen ist. Torseter zeigt die bleierne Verzweiflung der beiden und zugleich stattet er die Bilder mit einer besonderen Liebe zur Welt der Gegenstände aus, indem er im Haus der beiden selbst die kleinsten Details zeichnet, ausschneidet und in dreidimensionalen Papiercollagen montiert.

AKRIBISCHE, UMSICHTIGE INSZENIERUNG

Das ernste Sujet erhält aufdiese Weise einen Trost, der seine Quelle im besonderen Erfindungsreichtum hat, mit dem die Geschichte erzählt ist. Hannah Biedermann wählte dieses Buch als Vorlage für eine Inszenierung, die sich einreiht in eine hauseigene Tradition, die demonstriert, dass man im Comedia Theater gut mit Bilderbüchern umzugehen versteht. Brigit Kofmel hat ein kleines Amphitheater gebaut, in dem große Nähe zu den Protagonisten Norman Grotegut und Matthias Meyer entsteht. Regisseurin Hannah Biedermann arbeitet akribisch und umsichtig. Wie Torseter sucht sie nach neuen Darstellungsmöglichkeiten, geht ungewohnte Erzählpfade, analysiert das Interieur und beschäftigt sich mit der Stille, die sie durch Musik und Geräusche kontert. Man kann erleben, wie Geräusche in einem Kaffeebecher entstehen oder im Wald die Bäume transportiert werden. Wenn der Junge vorm Schlafengehen die Zähne putzt, wird zuvor ein Waschbecken gemalt. Und der Fuchs, der durch die Geschichte schleicht, kann als Lichtgestaltan den Innenwänden des Theaters verfolgt werden.

FEHLENDE IDENTIFIKATION

Die Rollen von Vater und Sohn lässt sie mehrfach vertauschen. Eine ambitionierte Idee, wie überhaupt die Inszenierungvoller Einfälle steckt, die Sehgewohnheiten aufbrechen. In diesem medialen Feuerwerk bleiben alleine die Geschichteund ihr emotionales Gewicht auf der Strecke. Für ein Innehalten ist keine Zeit. Zudem geht aufgrund der Rollenwechsel die Möglichkeit verloren, sich mit dem Jungen zu identifizieren. Dass die Katastrophe auf das Kind zukommt, als der Vater am Tod der Mutter zu zerbrechen scheint und damit der letzte Schutz verloren zu gehen droht, wird nicht deutlich. Dieser interessanten Inszenierung fehlt letztlich die emotionale Wucht, weil sich ihre Geschichte nicht erzählt.

Thomas Linden, Akt Kölner Theaterzeitung, Dezember Ausgabe 2013

IXYPSILONZETT Magazin für Kinder- und Jugendtheater, Heft 1, 2014 über Papas Arme sind ein Boot.
„…Der Bruch mit der Illusion des Raums vollzieht sich im zeitgenössischen Theater für junges Publikum über den sicht- und hörbaren Bezug des Bühnenraums zur Realität. Wie beispielsweise in (…), in „Papas Arme sind ein Boot“ von pulk fiktion (DE, 5+)

IXYPSILONZETT Magazin für Kinder- und Jugendtheater, Heft 1, 2014

„…Der Bruch mit der Illusion des Raums vollzieht sich im zeitgenössischen Theater für junges Publikum über den sicht- und hörbaren Bezug des Bühnenraums zur Realität. Wie beispielsweise in „Chalk about“ von Performing Group / Curious Seed, (DE/UK, 8+), in „Papas Arme sind ein Boot“ von pulk fiktion (DE, 5+) oder „Echte und andere Piraten“ von geheimagentur & FUNDUS THEATER (DE, 9+). Da ertönen über Lautsprecher die Stimmen von Kindern, auf Screens sieht man Videoaufzeichnungen von ihnen, die Technik ist oftmals bewusst sichtbar gemacht. In diesen Inszenierungen spielen die erwachsenen Schauspieler keine Kinder. Stattdessen fließen deren authentische Aussagen in die Darstellung auf der Bühne ein, die sich so an die Gleichaltrigen im Publikum richten. Wie werden Kinder auf der Bühne repräsentiert? Wem gehört die Bühne? Die Inszenierungen antworten auf diese Fragen mit der Strategie, mittels O-Tönen und Bildern den Bühnenraum in die reale Welt derer zu öffnen, an die es sich im Kunstraum richtet. Das Theater wird so zum Raum der Collage…“