Hannover Allgemeine Zeitung – 18.03.2016 – Thomas Kästle
„…Schräge Songs, popkulturelle Referenzen, Musik- und Klangexperimente machen bei „Galaktika Silencia“ nicht nur Kindern und Erwachsenen gleichsam einen Riesenspaß. Sie funktionieren vor allem auch als geschickt gebaute Trojanische Pferde für gedankliche Reisen in die Wissenschaften…Natürlich ist „Galaktika Silencia“ kein Kongress für Astrophysiker. Dennoch nimmt es sein Publikum ernst. Macht nachhaltig neugierig, das Erlebte irgendwann nochmal genau zu erforschen. Und stiftet gleich noch dazu an, sich nicht auf Oberflächlichkeiten zu verlassen…“
Der Weltraum ist ein Ort ohne Klang und doch ist er voller Ereignisse. Findet nur das statt, was wir hören? Ist nur das wirklich, was wir wahrnehmen?
Die außerirdische Band Galaktika Silencia ist auf Planetentour und spielt eins der Jahrhundertkonzerte auf der Erde. Ihre Songs thematisieren die physikalischen Phänomene des Weltalls, genauso wie Fragen an unser aller Dasein. Sie erzählen vom schallleeren Raum, von der Zeit zwischen den Tönen, vom Geburtsschrei des Universums und dem Rauschen der Gravitation. Sie singen in und von fremden Klängen und von der Sehnsucht nach dem Vertrauten. Werden sie es schaffen ihren intergalaktischen Mix aus tiefsten Urknallfrequenzen, dröhnender Stille und hellsten Sternenexplosionen für das menschliche Ohr unter Kontrolle zu kriegen?
musiktheater bruit! und pulk fiktion laden Euch ein zu einer musikalischen Forschungsreise ins Unbekannte. Kommt mit und hört selbst!
M: Wir wussten schon, dass die Erde als lautester Planet gilt, aber es ist ja doch etwas anderes, hier dann wirklich selbst zu hören. Es gibt ja viele Stimmen, die auch von galaktischer Klangverschmutzung sprechen.
K: Aber wir finden toll, dass die Erde sich selbst so beschallt.
Wir setzen uns ja ein für Gleichberechtigung aller Klänge und Wellen im All und sind damit auf eurer Seite.
M: Wir wollen alles hören!
T: Schallwellen und Gravitationswellen!
K: wir setzen uns für das Hochstimmen aller tieffrequenten Planetenbewegungen ein. Pitching ist unabdingbar!
M: Wir sind Weltraummusiker: Wir sagen, das Weltall klingt. Wir sagen, Raum und Zeit haben auch eine Melodie!
T: Wir sagen, Das Weltall und die Musik sind aus dem gleichen Stoff gemacht: Aus Raum und Zeit
Preise und Auszeichnungen
Förderpreis Musikvermittlung 2015 Musikland Niedersachsen
Konzept: musiktheater bruit! und pulk fiktion
Regie: Hannah Biedermann
Spiel: Karoline Kähler, Matthias Meyer, Marcus Thomas
Musik: musiktheater bruit!
Ausstattung: Kirsten Hamm
Assistenz: Benjamin Wenzel
Produktion: Zwei Eulen – Büro für Kulturkonzepte
PREMIERE und Uraufführung: 11.03.2016
Rechte: Beim Theater
Eine Koproduktion mit musiktheater bruit! in Kooperation mit dem KinderTheaterHaus Hannover.
Gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen und der Stadt Hannover.
Spieldauer: ca. 80 Minuten
Anzahl der Mitwirkenden: 3D
Zielgruppe: Kinder ab 8 Jahren und Erwachsene
Zuschauerzahl: max 150 Zuschauer*innen
Bühne: mind. 8m x 6m, Höhe 3m, Maße können ggf. abweichen – nach Absprache.
Raum muss verdunkelbar sein.
Ton und Lichtpult wird vom Theater mitgebracht.
Scheinwerfer müssen vom Theater gestellt werden.
Schall ist ansteckend
Musiktheater Bruit und Pulk Fiktion philosophieren im Kindertheaterhaus über Klang, Universum und den ganzen Rest
Mathe, Physik, Philosophie? Ganz schön kompliziert. Aber: „Musik ist leicht zu verstehen – einfach mal hinhören!“ Die freien Theatergruppen Musiktheater Bruit und Pulk Fiktion haben sich viel vorgenommen für ihr gemeinsames Stück „Galaktika Silencia“ im Kindertheaterhaus. Kleine Zuschauer ab sechs Jahren wollen sie nicht nur inspirieren, dem Klang in ihrer Wahrnehmung der Welt ein wenig mehr Raum zu geben. Sie ermöglichen als galaktische Supergroup auf Planeten-Tournee Perspektiven in gleich zwei Richtungen. Außerirdisch betrachtet wird mancher Alltagston zum faszinierenden Ereignis. Vor allem aber öffnen die Weltraumreisenden eine Tür zu den unendlichen Weiten ansonsten sehr abstrakter Gebiete. Musiktheater wird auf diese Weise spielerisch zu Wissenschaftstheater mit hohem Anspruch.
Die Theatermacher verharren keinesfalls bei der kindlichen Faszination für Planeten, Raketen und fremde Lebensformen. Schräge Songs, popkulturelle Referenzen, Musik- und Klangexperimente machen bei „Galaktika Silencia“ nicht nur Kindern und Erwachsenen gleichsam einen Riesenspaß. Sie funktionieren vor allem auch als geschickt gebaute Trojanische Pferde für gedankliche Reisen in die Wissenschaften. Schallwellen, Raumzeit, Lichtgeschwindigkeit, Wurmlöcher, Relativitätstheorie? Kindgerecht? Für manches, was selbst viele Erwachsene nur schwer begreifen können, finden die beiden Theaterkollektive bestechend einfache Beispiele und poetisch einprägsame Bilder. Ein Bühnenbild voller Reifenschläuche hilft nicht nur dabei, gummistauchend Raumkrümmung zu demonstrieren. Aufgetürmt werden sie auch schnell zu einem eindrucksvollen schwarzen Loch.
Schwarze Löcher? War da nicht gerade was? Selbst die unlängst in Hannover erstmals nachgewiesenen Gravitationswellen werden auf der Bühne vorstellbar. Die Vereinigung zweier schwarzer Löcher als Mischung aus Balztanz, Ballett und Autoscooter zu den bereits von Stanley Kubrick im All etablierten Klängen von Richard Strauss ist ausreichend albern, um dabei fast unbemerkt in die Theorie zu gleiten. Klar doch: Warum soll man so etwas nicht auch weit weg und viel später noch hören können? Das mit den Schallwellen ist ja spätestens mit der Laola-Welle im Publikum klar geworden. Und dass sich auch Erschütterungen übertragen, haben die pulsierenden Gummireifen gezeigt.
Natürlich ist „Galaktika Silencia“ kein Kongress für Astrophysiker. Dennoch nimmt es sein Publikum ernst. Macht nachhaltig neugierig, das Erlebte irgendwann nochmal genau zu erforschen. Und stiftet gleich noch dazu an, sich nicht auf Oberflächlichkeiten zu verlassen. Vorsichtshalber immer nochmal gründlich hinter die Dinge zu schauen. Forschungsuftrag erteilt.
Hannover Allgemeine Zeitung, 18.03.2016, Thomas Kaestle