Hildesheimer Allgemeine Zeitung, Lokales, 19.10.2009 über Efraims Töchter
„…Regisseurin Hannah Biedermann ist dabei eine ungewöhnlich differenzierte Auseinandersetzung mit den Problemen des Erwachsenwerdens gelungen, die auch ältere Zuschauer begeistern dürfte: eine sehr lustige, sehr sanfte und vielschichtige Auseinandersetzung nicht nur mit dem Haudrauf-Pipi-Mythos, sondern auch insgesamt mit weiblichen Rollenmustern…“
Drei Schauspielerinnen machen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt.
Losreiten, Kuchenbacken, die eigene Bude einrichten!
Eine Filmheldin inspiriert, auf die Suche zu gehen, nach eigenen Abenteuern und Geschichten über Mut und Angst. Übers Starksein und Schwäche zeigen. Über die eigene Unabhängigkeit und das Alleinsein. Es geht um das, was man sein kann und will, als Mädchen, als Kind, als Mensch.
Wie ist es, wenn man keinen Koffer voll Gold hat und nicht die Kraft Pferde zu stemmen, aber trotzdem frei sein will, das zu tun, was man mag. Und wie ist es, wenn man beides hat, aber dafür keine Eltern, die für einen da sind und einen trösten, wenn man traurig ist?
S: Stellt euch vor, ihr habt ein großes Haus und keiner wohnt mit euch darin.
M: Stellt euch vor, ihr seid anders als alle anderen auf der ganzen Welt.
S: Stellt euch vor, ihr müsst euch immer selbst überraschen.
S: Stellt euch vor, ihr müsst euch immer allein ins Bett bringen.
M: Stellt euch vor, die einzige Person, mit der ihr reden könnt, ist ein Affe.
S: Stellt euch vor, ihr habt nur ein einziges Kleid.
M: Stellt euch vor, ihr müsst euch eure Geburtstagsgeschenke immer selber kaufen und dann ist es noch nicht mal das, was ihr euch gewünscht habt.
S: Stellt euch vor, ihr habt nur zwei Freunde.
S: Stellt euch vor, ihr seid stark und habt nichts und niemanden wogegen ihr kämpfen könnt.
S: Stellt euch vor, ihr werdet niemals einen Liebesbrief schreiben können.
M: Stellt euch vor, ihr würdet niemals einen Liebesbrief bekommen.
S: Stellt euch vor, ihr seid Weihnachten immer alleine.
S: Stellt euch vor, euer Vater ist immer unterwegs.
M: Stellt euch vor, eure Mutter ist tot.
Festivals und Auszeichnungen
OFFroad-Forum Junger Bühnen 2009, Bonn
„State of the Art-2009“- ein praktisches Symposium, Hildesheim
Kultursommer Rheinland-Pfalz 2010
SPURENSUCHE 2010, Nürnberg
WESTWIND – 26. Kinder- und Jugendtheatertreffen NRW
SPIELARTEN 2010 – Theaterfestival für Kinder und Jugendliche in NRW
SPIELPLATZ Niedersachsen 2011
SCHÄXPIR 2011, Linz, Östereich
Nominiert für das Deutsche Kinder- und Jugendtheater-Treffen Augenblick mal! 2011
Hier geht es zum kunstvermittelnden Begleitmaterial
Autor: Ensemble
Regie: Hannah Biedermann
Spiel: Manuela Neudegger, Silvie Marks, Stefanie Mrachacz
Dramaturgie/Sounddesign: Eva von Schweinitz
Musikalische Leitung: Nele Jeromin
Video: Alexander Rechberg
Ausstattung: Hanne Lauch
Uraufführung: 11.09.2009
Rechte: Beim Theater erfragen
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags für Kindertheater, Hamburg
Das Stück entstand als Koproduktion mit dem Theater Marabu aus Bonn.
Gefördert durch den Fonds Darstellende Künste, das NRW Landesbüro Freie Kultur, die RheinEnergieStiftung Kultur, die Friedrich Weinhagen Stiftung, das Studentenwerk Braunschweig und Studentenparlament der Uni Hildesheim, den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein Westfalen.
Zielgruppe: Kinder/Jugendliche ab 10 Jahren und Erwachsene
Spieldauer: 60 Minuten
Anzahl der Mitwirkenden: 3D, 1T
Zuschauerbegrenzung: max. 150 Zuschauer
Bühne: Spielfläche ab 8m x 6m x 3,20m (BxTxH), ebenerdig mit ansteigenden Sitzreihen, absolut verdunkelbar (!), Lichtanlage vom Veranstalter, Tonanlage wird mitgebracht.
Sei, wer du bist
„So ziemlich das Letzte, was man bei einem Theaterstück über Pipi Langstrumpf erwarten würde, ist eine Hymne auf die kleine Annika, die zaghafte, immer ordentlich gekämmte Freundin. Aber Manuela Neudegger, Silvie Marks und Stefanie Mrachacz stehen auf der Bühne des Theaterhauses, spielen mit Mini-Keyboard, Blockflöte und Triangel „Hit Me, Baby, One More Time“ von Britney Spears und singen dazu schwärmerisch: „Oh, Annika, du Mädchen in Rosa, du hast den Mut, noch klein zu sein!“
Los geht es anders. „Danke, liebe Astrid Lindgren“, sagt Silvie Marks zu Beginn, „danke für meine Heldin.“ Denn eigentlich soll das Stück der Gruppe „pulk fiktion“ ja eine Homage an eine Kinderbuchfigur sein, die all die Klischeebilder davon, was Mädchen sein sollen, über den Haufen geworfen hat. Die drei Schauspielerinnen auf der Bühne setzen sich also orangerote Zopfperücken auf, nehmen ihr Bühnenbild-Wohnzimmer auseinander und träumen davon, Ritter zu sein und sich nichts gefallen lassen zu müssen.
Sie sind, wie Pipi, „Efraims Töchter“, und ihr Stück richtet sich nicht an die kleinsten Pipi-Leser, sondern an diejenigen, die schon vor der Frage stehen: Wer will ich sein und was wird im Leben von mir erwartet? Regisseurin Hannah Biedermann ist dabei eine ungewöhnlich differenzierte Auseinandersetzung mit den Problemen des Erwachsenwerdens gelungen, die auch ältere Zuschauer begeistern dürfte: eine sehr lustige, sehr sanfte und vielschichtige Auseinandersetzung nicht nur mit dem Haudrauf-Pipi-Mythos, sondern auch insgesamt mit weiblichen Rollenmustern.
Drei fantastisch aufgelegte Schauspielerinnen machen hierfür auf der Bühne viel Musik, schauen sich gemeinsam die alten Pipi-Fernsehfolgen an und synchronisieren sie neu, machen Handstand, trinken Capri-Sonne und lassen gut gelaunt die Fetzen fliegen.
Es bleibt jedoch nicht dabei. Mehr und mehr verwandelt sich das Stück in eine Erkundung auch von Ängsten, von Außenseitertum und Gruppenzwang. Die drei Ersatz-Pipis erzählen von ihrer Panik auf dem Drei-Meter-Brett und von der Last, unbedingt besonders mutig sein zu müssen. Dabei kommt dann auch Pipi Langstrumpf selbst zu einem überraschenden Fall. Was ist das für ein Mädchen, das nicht weint und immer fröhlich ist, obwohl es keine Eltern hat, das immer stark sein muss und keine Ängste kennt? Die Antwort, die Efraims Töchter geben, ist brutal und tröstlich zugleich: Eine literarische Lüge.
Sei, wer du bist! Weil es sich direkt an Kinder und junge Erwachsene wendet, spricht dieses mitreißende, anrührende, urkomische Stück seine Botschaft direkt aus. Und rehabilitiert damit auch ein für allemal die kleine Annika mit ihren ordentlich gekämten Haaren. Auch sie kann eine Heldin sein. “
von André Mumot
Hildesheimer Allgemeine Zeitung, Lokales, 19.10.2009
Begründung des Patentheaters zur Einladung auf die SPURENSUCHE über Efraims Töchter
„…Ihre interdisziplinäre Arbeit mündet in ein performanceartiges Spiel, das mehr als unterhält: es berührt und fordert mich gleichzeitig als Zuschauer durch seine Vielschichtigkeit heraus. ..“
„pulk fiktion hat mich mit ihrem Mut, ihrer Eigenwilligkeit und ihrer Professionalität überzeugt. Da ist eine junge Gruppe, die etwas vom Theater will, die forscht, die ausprobiert, und das in einer Verbindung mit wunderbarer Leichtigkeit und gleichzeitigem tiefen Ernst. Ihre interdisziplinäre Arbeit mündet in ein performanceartiges Spiel, das mehr als unterhält: es berührt und fordert mich gleichzeitig als Zuschauer durch seine Vielschichtigkeit heraus. Mit „Efraims Töchter“ ist der Gruppe eine äußerst differenzierte Auseinandersetzung mit dem Erwachsenwerden gelungen, die auch „alte Jungs“ wie mich, die mit Pippi Langstrumpf nichts anfangen konnten, zum Nachdenken bringt.“
Winfried Wrede, Theater Wrede Begründung des Patentheaters zur Einladung auf die SPURENSUCHE
26. Kinder- und Jugendtheatertreffen NRW, aus der Begründung der Auswahljury über Efraims Töchter
„…Die Inszenierung bedient sich vielfältiger spielerischer, musikalischer oder technischer Mittel und Zeichen, wühlt in Erinnerungen, Träumen und Ängsten, liest zwischen den Zeilen und hinter der Maskerade und verführt lustvoll, den Spielerinnen zu folgen auf ihrer Spurensuche von Heldinnen und Verliererinnen, Pippi Langstrumpfs – und schließlich doch auch Annikas…“
26. Kinder- und Jugendtheatertreffen NRW, aus der Begründung der Auswahljury
„Wie schön mag es sein in einer Welt, in der die Lüge zur Kunst erklärt wird, und alles möglich erscheint: Ich mach mir die Welt, widiwidiwie sie mir gefällt? Ein Lied, eine Widmung, ein großes Vorbild: Liebe Astrid Lindgren – danke für meine Heldin.Natürlich will jede der drei Spielerinnen Pippi spielen, und keine Annika. Von Tommi ganz zu schweigen. Pippi Langstrumpf, die seit Erstdruck des Buches 1945 zur Projektionsfläche mancher Generation avancierte. Ein Streit bahnt sich an, doch nein: Wir spielen gemeinsam, wir sind ein Team. (…)
Die Inszenierung bedient sich vielfältiger spielerischer, musikalischer oder technischer Mittel und Zeichen, wühlt in Erinnerungen, Träumen und Ängsten, liest zwischen den Zeilen und hinter der Maskerade und verführt lustvoll, den Spielerinnen zu folgen auf ihrer Spurensuche von Heldinnen und Verliererinnen, Pippi Langstrumpfs – und schließlich doch auch Annikas. Und es ist ein Vergnügen zuzusehen, wie das Spiel sich nebenbei, scheinbar zufällig, selbst reflektiert, indem es Regeln erfindet und durchbricht, Möglichkeiten, Varianten und Traditionen auslotet, aufgreift oder zerlegt und neu zusammensetzt.“
Der Westen, Das Portal der WAZ Mediengruppe, 14.5.2010 über Efraims Töchter
„…Auch das wäre ein preiswürdiger Festivalauftritt gewesen, nur: Auch „Pulk Fiktion“ spielte außer Konkurrenz…“
Westwind bringt Tränen
„[…]Um Lügen war es auch vor der Preisverleihung gegangen. „Pulk Fiktion“ aus Hildesheim und Münster spielten „Efraims Töchter“. Drei Mädchen wollen Pippi Langstrumpf sein, erkunden die Figur mit jedem nur erdenklichen Theaterspielwitz – und kommen zu dem Schluss, doch lieber sie selbst zu bleiben. Auch das wäre ein preiswürdiger Festivalauftritt gewesen, nur: Auch „Pulk Fiktion“ spielte außer Konkurrenz, gastweise im Rahmen eines anderen Festivals, des Forums „New Generation“[…].“
von Reiner Wazelius Der Westen, Das Portal der WAZ Mediengruppe, 14.5.2010
Schaumburger Wochenblatt, Stadthagen, 05.03.2011 über Efraims Töchter
„…Das Theaterstück „Efraims Töchter“ hat alles, was Jugendliche von einem zeitgemäßen Theaterstück erwarten dürfen: Immer wie der schlüpfen die Hauptdarstellerinnen in verschiedene Rollen, sorgen mit ihrem wilden und lauten Spiel für Action auf der Bühne und erzählen gleich darauf wie der ruhig und zerbrechlich von ihren Schwächen…“
Pippi Langstrumpfs Schwester – Theaterstück „Efraims Töchter“ begeistert Schüler / Stark, mutig und unabhängig – eine Filmheldin als Vorbild
Wer kennt sie nicht, Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf oder kurz Pippi Langstrumpf. Für Generationen von Kindern – ganz besonders von Mädchen – ist sie ein Vorbild, jeder möchte so sein wie sie. 1945 veröffentlichte Astrid Lindgren das erste Buch mit ihrer unkonventionellen Heldin, Anfang der 70er Jahre machte Pippi Langstrumpf das Fernsehen unsicher. Mit ihrem Stück „Efraims Töchter“ brachte nun die Theatergruppe „pulk fiction“ die Figur Pippi Langstrumpf vergangene Woche auf die Bühne der „Alten Polizei“ und auch in das Hier und Heute: mit moderner Musik und Videoeinspielungen für die Kids von heute. Die drei Schauspielerinnen von „pulk fiction“ wollen alle wie Pippi sein: Stark, mutig und unabhängig. Die Bühne teilen sie sich mit der bekannten Pippi Langstrumpf aus dem Fernsehen: Immer wieder beziehen die drei Schauspielerinnen Szenen aus den Filmen mit ihre Aufführung ein, per Video auf einem Fernseher, der dekorativ auf der Bühne steht. Doch die drei müssen erkennen, dass vieles von dem, was Pippi vorlebt leider nur in Astrid Lindgrens Geschichten funktioniert: Denn zum Mut gehört auch die Angst, zum Starksein auch die Schwäche. Selbst die Hauptdarstellerin und das Gesicht der Pippi Langstrumpf Filme Inger Nilsson kommt in einem alten Interview zu Wort: Ich bin nicht Pippi, nur ein normales Mädchen, berichtet sie von ihrem Leben mit Pippi. Die drei Möchtegern-Pippis auf der Bühne sind auch nicht immer stark und mutig: Die eine wird gehänselt wegen ihrer Arizona-Jeans, die halt keine Levis-Jeans ist, eine andere traut sich nicht vom drei-Meter-Brett zu springen und die dritte spielt ganz gut Fußball, aber halt nur für ein Mädchen, sagen die anderen. Es geht um Anerkennung, um Stärke auch in der Schwäche. Alltägliche Probleme, die viele Kinder und Jugendliche kennen. Pippi hat diese Probleme nicht, denn sie ist ja stark und mutig, zeigt nie eine Schwäche. Auch nicht als sie allein Geburtstag feiern muss, denn ihre Mutter ist ja schon lange tot und der Vater nie zu Hause. Hier spenden die Hauptdarstellerin ihrem Vorbild ein paar echte Tränen. Das Theaterstück „Efraims Töchter“ hat alles, was Jugendliche von einem zeitgemäßen Theaterstück erwarten dürfen: Immer wieder schlüpfen die Hauptdarstellerinnen in verschiedene Rollen, sorgen mit ihrem wilden und lauten Spiel für Action auf der Bühne und erzählen gleich darauf wieder ruhig und zerbrechlich von ihren Schwächen.
Über 100 Zuschauer – der komplette siebte Jahrgang der IGS – sahen das Stück am Donnertstag, dem 24. Februar. Nicht nur die Mädchen auch die Jungen hatten ihren Spaß bei dem Theaterstück. Und auch noch danach, denn die drei Schauspielerinnen und die Regisseurin Hannah Biedermann stellten sich nach der Aufführung den Fragen und der Kritik des jungen Publikums. Seit Jahren führt die Alte Polizei immer wieder Kinder und Jugendliche an das Theater heran. Auch mit dieser Aufführung – passenderweise zum Weltfrauentag am 8. März ausgewählt – ist es gelungen den Jugendlichen Lust auf Theater zu machen.
Schaumburger Wochenblatt, Stadthagen, 05.03.2011
Votum – Nominierung für 11. Deutsches Kinder- und Jugendtheater-Treffen „Augenblick mal!“ über Efraims Töchter
"…Den Mut ihrer Heldin Pippi haben sich die Macherinnen von „Efraims Töchter“ zu Eigen gemacht und zeigen gekonnt, wie zeitgenössisches Kindertheater sein kann…“
Martina Kessel, Kuratorin Augenblick mal!
Votum – Nominierung für 11. Deutsches Kinder- und Jugendtheater-Treffen „Augenblick mal!“
„Den Mut ihrer Heldin Pippi haben sich die Macherinnen von „Efraims Töchter“ zu Eigen gemacht und zeigen gekonnt, wie zeitgenössisches Kindertheater sein kann. Unterhaltsam und gleichzeitig das eigene Sein und Spiel hinterfragend, belebt die Theatergruppe pulk fiktion unter Einsatz zeitgemäßer theatraler Mittel Fragen, Ängste und Träume rund um das Thema Erwachsenwerden. In der performanceartigen Inszenierung dient die Heldin Pippi als Identifikationsfläche. Hierbei wird deutlich: Niemand schafft es, wie Pippi Langstrumpf zu sein, sondern muss oder besser gesagt „darf“ seinen eigenen Weg finden. Und das ist auch gut so!“
WIENER-online, 29.06.2011 über Efraims Töchter
„…Subtiler, schonender wurde selten eine Heldenfigur demontiert…“
Ran an die Nabelschnur!
Produktionen des heurigen Schäxpir-Festivals für Kinder- und Jugendtheater geben sich erstaunlich erwachsen. Bericht von einem Tag in Linz.
Deconstructing Pippi
Im Zentrum von „Efraims Töchter“, einer Produktion der Hildesheimer Gruppe Pulk Fiktion für Kinder ab 10 steht Pippi Langstrumpf. Und auch dieses Stück zielt überraschend auf eine beinharte Abnabelung ab: nämlich unsere von Pippi Langstrumpf! Während alle drei Darstellerinnen (toll: Manuela Neudegger, Silvie Marks und Stefanie Mrachacz) anfangs noch die roten Zopfperücken tragen und unbedingt Pippi spielen wollen, mausert sich in 60 Minuten sturmfreier Bude, kecker Songs über Fantasiewelten und sehr, sehr süßer Marshmallowkuchen die schüchterne Annika zum realistischeren Star, nämlich für jene, die sich trauen, vor den Blicken aller Schwäche zu zeigen und die Leiter vom Zehn-Meter-Brett wieder runterzuklettern. Danke, Astrid Lindgren, sagen die Mädchen am Ende mit zu Tränen rührender Überzeugungskraft, danke, dass ich weiß, dass Pippi eine Lüge ist. Subtiler, schonender wurde selten eine Heldenfigur demontiert. Ein Einwand könnte von der großen Astrid Lindgren selbst kommen, die einst davor warnte, mit Kunst für Kinder über deren Köpfe hinweg den Erwachsenen zuzuzwinkern.
von Martin Thomas Pesl
WIENER-online, 29.06.2011
Generalanzeiger, Feuilleton, vom 15.09.2009 über Efraims Töchter
„…Biedermann bedient sich verschiedener Darstellungsformen, nutzt choreografische Elemente und Gesangspartien, um Raum zu schaffen für assoziative Bilder…“
„pulk fiktion“ holt Pippi Langstrumpf in die Theaterwerkstatt
„Pippi Langstrumpf ist eine Heldin: Sie ist nicht nur stark genug, um ihr Pferd zu stemmen, sondern auch, um die Regeln der Algebra und die Konventionen gesellschaftlicher Werte aus den Angeln zu heben.
Im Rahmen des diesjährigen Experimentierplatzes Regie, vergeben vom Theater Marabu, holt Regisseurin Hannah Biedermann die illustre Figur Astrid Lindgrens in die Theaterwerkstatt und nähert sich auf ganz eigene Weise der Ikone ganzer Mädchengenerationen.
Die Uraufführung des Stückes „Efraims Töchter“, eine Produktion des Künstlerkollektivs „pulk fiktion“, kreist um traditionelle Geschlechterklischees und deren Aufhebung. Drei Schauspielerinnen Manuela Neudegger, Silvie Marks und Stefanie Mrachacz schlüpfen im Rahmen der Pippi-Abenteuer in verschiedene Rollen und Situationen: Gekleidet in angedeutete moderne Ritterleibchen (Bühne und Kostüm Hanne Lauch), schreien sie unter lautstarkem Gitarrengeschrebbel ihre Wut hinaus, in der Schule unbeliebt gewesen zu sein, und vernachlässigen lustvoll jede Etikette bei einer Kuchenbackschlacht.
Auf der Bühne, ausgestattet mit drei Sesseln und einer mit ausgewählten Pippi-Accessoires behängten Wäscheleine, ist alles erlaubt. Auch Weinen. Hier darf man, Heldentum hin oder her, auch zeigen, wenn man sich schutzlos fühlt. In dem kollagenartig angelegten Regiekonzept spielen die Akteure auf verschiedene Figurenebenen, schlüpfen in Fremdfiguren des Pippi-Kosmos oder treten als sie selbst in Aktion, auch in direkter Konfrontation mit dem Publikum.
Biedermann bedient sich verschiedener Darstellungsformen, nutzt choreografische Elemente und Gesangspartien, um Raum zu schaffen für assoziative Bilder.“
von Julia Wehner
Generalanzeiger, Feuilleton, vom 15.09.2009