Theaterstück
Archiv
Der Rest der Welt

Klicke hier, um Cookies zu akzeptieren und diesen Inhalt zu aktivieren

Ein Ereignis geht um die Welt. Die Welt schaut zu. Die Welt nimmt teil. Die Welt steht still. Sie sind das Fenster zur Welt. Sie sind wichtig und sagen was wichtig ist. Sie sind überall und immer da. Die Nachrichten.

Woher kommen sie und wie werden sie gemacht?
Von wem? Und warum überhaupt? Was wäre, wenn die Nachrichten zum Lachen wären? Oder wenn sie von uns berichten? Was wäre, wenn alles erfunden ist?

Karo, Hannah und Sebastian haben nachgefragt und selbstgemacht. Mit Beamer, Live-Kamera und Soundmaschine nehmen sie die Zuschauer:innen mit auf eine Suche nach großen Ereignissen, ehrlichen Bildern und der eigenen Meinung.

WAS ist eine Lecture Performance?

  • Das ist Englisch und heißt soviel wie Vortrag und Theater, in Englisch klingt es aber cooler.

  • Man kann etwas lernen. Aber es ist nicht wie Schule!

  • Es geht immer um ein Thema, aber es geht gleichzeitig um uns selbst. Also während man etwas tut und redet, redet man darüber was man tut. Der Hund beißt sich sozusagen in den Schwanz.

  • Lecture ist wie ein Chamäleon, sie kann viele verschiedene Farben annehmen und passt sich in der Form immer ihrem Thema an.

  • Das Ganze macht Spaß!

Preise und Auszeichnungen

  • KUSS! Kuck!Schau!Spiel! 17. Hessische Kinder- und Jugendtheaterwoche in Marburg

  • Kaleidoskop Hessen 2012

  • WESTWIND – Kinder- und Jugend-Theatertreffen NRW in Paderborn
    ! Ausgezeichnet mit dem Publikumspreis der Westwind Kinderjury !

  • SPURENSUCHE 11 – Bundestreffen freier Kinder – und Jugendtheater

  • SPIELARTEN – Kinder- und Jugendtheaterfestival für NRW

  • SPIELSTARK-Festival, Ottweiler

  • Kinder- und Jugendtheater Tage, LOT Braunschweig

  • STARKE STÜCKE – Internationales Kinder- und Jugendtheaterfestival Rhein – Main

  • PERSPECTIVES – deutsch-französisches Festival der Bühnenkunst, Saarbrücken

SENSORISCHE REIZE & INHALTE
BESETZUNG

Autor: Ensemble
Mit: Hannah Biedermann, Karoline Kähler und Sebastian Schlemminger
Konzeption / Künstlerische Leitung: Eva von Schweinitz und Hannah Biedermann
Technische Leitung: Alexander Rechberg und Sebastian Schlemminger
Produktionsleitung: Jens Kaulen
Regieassistenz: Sarah Ludes

Uraufführung: 15.07.2011
Rechte: Beim Theater

TECHNIK

Zielgruppe: Kinder ab 10 Jahren und Erwachsene
Spieldauer: 60 Minuten
Anzahl der Mitwirkenden: 2D, 1T
Zuschauerbegrenzung: max. 150 Zuschauer

Bühne: Spielfläche ab 8m x 6m x 3,20m (BxTxH), ebenerdig mit ansteigenden Sitzreihen, absolut verdunkelbar (!), Lichtanlage vom Veranstalter, Tonanlage wird mitgebracht.

PRESSE

Aus der Begründung der Auswahljury, Westwind – 28. Kinder- und Jugendtheatertreffen NRW, Mai 2012 über Der Rest der Welt
“ …pulk fiktion machen das sympathisch hemdsärmelig, offen und technisch improvisiert – und eben das macht das Gezeigte so nachvollziehbar. Eine vergnügliche Wissensshow und ein enorm unterhaltsames Stück Medienaufklärung auf der Bühne…“

Begründung der Auswahljury des 28. Kinder- und Jugendtheatertreffens NRW

Locker benutzen und bedienen pulk fiktion den Rahmen und die Situation des Theaters mit ihrer quasi Unterrichtsstunde zum Thema Nachrichten. Neben Geschichtlichem und Technischem referieren, spielen, experimentieren sie vor allem darüber, wie die Bildernachrichten unserer Tage gemacht werden, auch wie sie „gemacht“, also manipuliert und gefälscht werden können. Mit Live-Video, Bluebox, Projektion und Sofort-Mischung am Laptop inszenieren sie eine Art Medien-Krimi, lassen anwesende Schüler/innen „im Film“ Justin Bieber umarmen und andere scheinbar mitten im „Phantasialand“ ein falsches Film-Interview geben. pulk fiktion machen das sympathisch hemdsärmelig, offen und technisch improvisiert – und eben das macht das Gezeigte so nachvollziehbar. Eine vergnügliche Wissensshow und ein enorm unterhaltsames Stück Medienaufklärung auf der Bühne.

Jurybewertung, Kaleidoskop 2012, Steffen Popp, März 2012 über Der Rest der Welt
„…So liefert der Abend nicht nur medienkritische Mittel an die Hand, sondern demonstriert zugleich an sich selbst, was die alte Tante Theater anders (und manchmal sogar besser) kann: gerade im Spielerischen etwas über die Wirklichkeit aufscheinen lassen.“

„Der Rest der Welt“ von Pulk Fiktion ist von der Kaleidoskop-Jury für die Kaleidoskop-Theatertage 2012 ausgewählt worden.

Warum ist da niemand schon früher drauf gekommen? Ein Theaterabend im „Making-Of“-Format – nur dass „die Glotze“ selbst sich in die Kulissen schauen lässt. Das Fenster zur Welt: Hier wird uns eindrucksvoll gezeigt, mit welchen Tricks es gerahmt und was dabei alles ausgeblendet wird. Aufklärung also, sowie die Vermittlung dessen, was sich so trocken „Medienkompetenz“ nennt. Der Clou: Dargeboten als Theater, ist der „Unterricht“ nicht nur sehr viel plastisch- eindrücklicher – er macht auch noch richtig Spaß.
Da wird alles aufgefahren, was das Medium hergibt: Live-Kamera, Beamer, Studio- und Soundkulisse, ein Techniker und VJ sowie „handgemachte“ Tafelbilder. Vor dem Bluescreen dürfen die Mondlandung re-inszeniert und Justin Bieber umarmt werden, die Kinder sich zudem als ihre eigenen Balkengraphiken aufstellen. Wie weit Video und Wirklichkeit oftmals auseinanderliegen, wird spätestens klar, wenn veranschaulicht wird, wie kurz ein Erdenmensch in den Abendnachrichten aufblitzte, wollte man allen den Platz dafür einräumen. Das Duo Biedermann und Kähler ist immer gewitzt und niemals oberlehrerhaft bei der Sache.
Man merkt dem Abend an, dass er gemeinsam mit dem Zielpublikum entwickelt wurde: Ganz einfache und gerade darum treffend aufschlussreiche Kinderfragen strukturieren das Stück. Obendrauf gibt es charmante Choreographien zu Anfang und am Ende. Und immer wieder passende Theaterbilder: Was zum Beispiel oben an Zutaten in die Kaffeemaschine hineinkommt, muss dann noch durch den Filter, damit unten die Standard-Plörre TV dabei herauskommen kann.
So liefert der Abend nicht nur medienkritische Mittel an die Hand, sondern demonstriert zugleich an sich selbst, was die alte Tante Theater anders (und manchmal sogar besser) kann: gerade im Spielerischen etwas über die Wirklichkeit aufscheinen lassen.

Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 26.11.2011über Der Rest der Welt
„…Neben diesen durchaus schwerwiegenden Fragestellungen ist die Show aber vor allem unterhaltsam. Die Mischung macht’s: Die Inszenierung ist Vortrag, Slapstick, Tanz-Choreografie und Dokumentation…“

„pulk fiktion“ zeigen im Theaterhaus auch für Kinder, wie Nachrichten entstehen

Vielleicht ist ja alles nur erfunden. All das, was diese schnieken Sprecher mit perfekt sitzender Frisur lächelnd in die Kamera erzählen: Woher kann man sicher wissen, dass die Hirne in ihren Föhnfrisuren-Köpfen nicht Märchenmaschinen sind? Dem gilt es auf den Grund zu gehen, denn nicht umsonst ist die Geschichte der Falschmeldungen eine lange und ergiebige. Zwei Performerinnen stehen vor einer weißen Tafel, der Tabula rasa des Nachrichtengucker-Gehirns, und klären in eloquenter Moderatorinnenpose auf. Da sind die „Hitlertagebücher“, 1983 veröffentlicht vom „Stern“, ein vergleichweise unterhaltsamer Skandal. Umgerechnet knapp fünf Millionen Euro hat das Magazin dem dreisten Zeitgenossen Konrad Kujau gezahlt, der sich ins Fälscher-Händchen lachen konnte. Dass es auch Fotografen gibt, die eine Wasserstraße in Ägypten blutrot färben, um die Schrecken des Krieges plastischer zu machen: mein lieber Scholli.

Es klingt ernst und medienkritisch, was die drei Performer von „pulk fiktion“ auf der Bühne des Theaterhauses veranstalten. Und das ist „Der Rest der Welt“, eine Lecture Performance ab 10 Jahren, über Strecken auch.

Hannah Biedermann, Karoline Kähler und Sebastian Schlemminger gehen einem Phänomen auf den Grund, das jeden umgibt, aber gar nicht so einfach zu verstehen ist: Woher kommen sie eigentlich, die Nachrichten? Wer sucht und findet sie? Und wer versichert uns, dass sie wirklich stimmen?

Neben diesen durchaus schwerwiegenden Fragestellungen ist die Show aber vor allem unterhaltsam. Die Mischung macht’s: Die Inszenierung ist Vortrag, Slapstick, Tanz-Choreografie und Dokumentation. Zu Anfang stehen die Damen vor einer Leinwand und karikieren den Sprachduktus der Barbara Eligmanns und Peter Klöppels gekonnt. Sie erzählen von der „Schieflage der politischen Lage“, um dann in grünen und pinkfarbenen Hotpants zu offenbaren, was sich alle schon gedacht haben: Unterm Tisch sieht die Fernsehwelt anders aus. Motorradhelme auf dem Kopf und von der Schwerkraft befreit, stellen sie große Medienereignisse wie die Mondlandung vor einer blauen Wand nach. Mit Bluescreen-Technik à la Filmstudio sorgt Sebastian Schlemminger am PC live dafür, dass die Unternehmungen an eine Leinwand projiziert werden.

Und wenn das Publikum Teil der Berichterstattung sein darf, wird es besonders spannend: Die Interview-Antworten, die eine Zuschauerin ganz harmlos vor bunter Disneyland-Kulisse gibt, können in einem anderen Kontext plötzlich zu Statements einer Revolutionszeugin werden.

Betrügen uns die Medien also fortwährend? Natürlich nicht. Ganz seriös geht es mitunter auch zu: Mit Kaffeepulver und -filter erklären Biedermann und Kähler den Weg vom Ereignis zum Bericht. Auf spielerische Weise werden Faktenwissen und Medienkompetenz verschraubt.

Und dass diese super-seriösen Fernsehmenschen Turnschuhe bei der Arbeit tragen, wissen wir nun auch.

von Stephanie Drees
Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 26.11.2011

General-Anzeiger Bonn, vom 14.07.2011 über Der Rest der Welt
“ ‚Woher kommen die Nachrichten eigentlich?‘ Das zeigt das Schauspieler-Duo Biedermann-Kähler sehr schön. Mehrere Globen weisen schon darauf hin, dass es um nichts weniger als die ganze Welt geht. Eine Kaffeemaschine gehört natürlich auch zum Handwerk der Nachrichtenmacher, die an einem kleinen Schulpult sitzen..“

Alles gelogen, oder was? – Theatergruppe pulk fiktion arbeitet mit Schülern ein Stück über die Medienwelt aus

Es geht um die Nachrichten und damit auch um die Frage: Was ist die Wahrheit? Was ist Glaubwürdigkeit? Die Theatergruppe pulk fiktion setzt sich in ihrer aktuellen Produktion „Der Rest der Welt“ mit Formen der Medienrezeption auseinander. Dazu haben Hannah Biedermann (28), diplomierte Szenische Künstlerin, Kulturwissenschaftlerin Karoline Kähler (27) und Eva von Schweinitz (28), die in Köln Drehbuch studierte, wochenlang mit Schülern der 5. und 6. Klassen der Integrierten Gesamtschule Bonn-Beuel gesprochen. Denn bei ihrem Theater, das am Freitag um 18 Uhr in der Brotfabrik Premiere feiert, ist Interaktion gefragt. Lecture Performance heißt das Format. Es bezeichnet eine Mischform aus Theater und Vortrag, aus Kultur und politischer Bildung, aus Unterhaltung und Lernen. Die Kinder sind nicht nur Zuschauer. Sie haben das Stück mitbestimmt. In kleinen filmischen Einspielern etwa werden ihre Fragen auf eine Leinwand geworfen. Was wollen Elf- und Zwölfjährige von den Nachrichtensprechern aus dem Fernsehen wissen? Klar ist da auch die Frage nach dem „Was-ist-wenn-du-mal-musst?“ Aber auch: „Was war die schönste Meldung? Wie viele Menschen sind an einer 15-minütigens Tagesschau eigentlich beteiligt?“ Und: „Woher kommen die Nachrichten eigentlich?“ Das zeigt das Schauspieler-Duo Biedermann-Kähler sehr schön. Mehrere Globen weisen schon darauf hin, dass es um nichts weniger als die ganze Welt geht. Eine Kaffeemaschine gehört natürlich auch zum Handwerk der Nachrichtenmacher, die an einem kleinen Schulpult sitzen. Szenisch wird eine Redaktionskonferenz gespielt. Was spielt für die Auswahl von Nachrichten eine Rolle? Die globale Bedeutung, die Ungewöhnlichkeit einer Nachricht, die persönliche Betroffenheit? An Beispielen aus dem Iran, aus Ägypten und China wird gezeigt, dass es heute häufig nicht nur Reporter vor Ort sind, die auf Unterdrückung, auf eine politische Stimmungslage aufmerksam machen, sondern Studenten, ganz normale Menschen, die über ihre Handys die Nachrichten in die weite Welt senden. Es geht aber auch darum, das Medium zu hinterfragen und kritisch hinzuschauen. Wie war das mit dem erfundenen Interview mit der Sängerin Beyoncé Knowles, das Neon-Autor Ingo Mocek schrieb? Oder Tom Kummer, der Starreporter, der in den 90ger Jahren für viele Magazine und Zeitungen vermeintlich sensationelle Gespräche mit Prominenten geführt hat: Alles erlogen. Da stellt sich die Frage, was Wahrheit ist. Oder die Demonstration vor dem Bluescreen, der blauen Wand, die Reporter von einer Sekunde zur nächsten von der Wüste in die Eiszeit katapultieren können. „Die blaue Wand find ich toll“, sagt ein Mädchen, ein anderer Junge findet die Nachrichten über ein Blutbad „ekelhaft“, aber sie wissen jetzt, dass man hinter jede Nachricht blicken muss. von Cem Akalin General-Anzeiger Bonn, vom 14.07.2011

Bonner Rundschau vom 20.07.2011 über Der Rest der Welt
„…Also, das ist alles sehr gut gemacht, unterhaltsam und lustig. Die Kinder sind mit Spaß und Hallo bei der Sache. Sehr empfehlenswert!…“

Vom Umgang mit der Nachricht – Ensemble „pulk fiktion“ zeigt den „Rest der Welt“ im Theater Marabu

„Schön ist es auch anderswo und hier sind wir sowieso“, hat Wilhelm Busch das Vergnügen am Fernrohr erklärt. Es ist auch das Prinzip Fernsehen: Schnell wie das Licht ist das Bild von weither da, schneller geht es nicht. Schon Aischylos ließ im Theater seine Landsleute vor Troja die Siegesnachricht mit einer Signalfeuerkette nach Mykene übermitteln. Troja ist dabei etwas unsicher, aber die Art der Nachrichtenübermittlung war bekannt. Wir haben es einfacher, wir drücken ein Knöpfchen und haben im selben Augenblick den „Rest der Welt“ auf dem Bildschirm. Unter diesem Titel hat am Wochenende das Ensemble „pulk fiktion“ eine Uraufführung im Theater Marabu in der Brotfabrik gespielt. Der Rest sind alle, uns selbst abgezogen.

Wie man aller anderen in Bild und Ton habhaft werden kann, haben Hannah Biedermann und Karoline Kähler in einer wirklich hübschen Show demonstriert. Und zwar als „Lecture Performance“ für Zuschauer ab zehn, was das Mindeste ist, wenn es um die Wichtigkeit Nachricht geht und Beamer, Live-Kamera oder Geräuschmaschine zum Einsatz kommen.

Die wichtigste Frage wird gleich beantwortet, wie geht es bei den Nachrichtensprecherinnen da weiter, wo das Bild aufhört? Natürlich ist alles da wie bei anderen jungen Frauen, Schuh und Strumpf und Rock und Hose. Man kann nicht alles auf einmal haben. Die beiden Damen machen es mit einer hoch und runter bewegbaren Leinwand, oben sprechen sie, unten schubbeln sie mit der Schuhspitze am Bein, was aber das Publikum gewöhnlich nicht zu sehen bekommt.

Die Kinder dürfen fragen, ein Junge will wissen, wer die ersten Nachrichten erfunden hat. Je nach Betonung ist es die Frage des Tages. Da hätte man einhaken können. Skepsis gegenüber den Nachrichten kann man nicht früh genug üben. An anderer Stelle tut man das auch, wenn Kinder spielerisch darstellen, wie viel Platz Information, Unterhaltung, Lifestyle bei den einzelnen Sendern bekommen. Warum das so ist, lernen sie später. Auch Tricksen mit Bildern ist ein Thema.

Also, das ist alles sehr gut gemacht, unterhaltsam und lustig. Die Kinder sind mit Spaß und Hallo bei der Sache. Vom 16. bis 18. Oktober gibt es in der Brotfabrik nochmal eine Aufführungsserie. Sehr empfehlenswert!

Bonner Rundschau vom 20.07.2011

Neue Westfälische Zeitung vom 23. Mai 2012 über Der Rest der Welt
"…pulk fiktion interviewt einen Jungen aus dem Publikum im Disneyland-Freizeitpark (auf Leinwand). Später werden Gesprächsfetzen aus diesem Interview zu einer angeblichen Live-Reportage von einem Kriegsschauplatz in Georgien zusammengeschnitten – gespenstisch…“

Hinhören und nachdenken

Der Rest der Welt: Pulk Fiktion betreibt Aufklärungsarbeit im undurchsichtigen Nachrichten-Dschungel

Paderborn.
Nachrichten verfolgen uns heute auf Schritt und Tritt, dudeln den ganzen Tag nonstop aus Radio und Fernsehen, gehen in ein Ohr rein und aus dem anderen ungehört wieder raus – in der Zeitung kann man sie wenigstens gezielt auswählen und in Ruhe lesen. Ob im nördlichen Zipfel der Mongolei wieder der berühmte Sack Reis umgefallen ist oder ob der angeheiratete Vetter 3. Grades von Lady Gaga gerade Verdauungsprobleme hat – die Welt wird es erfahren, ob sie will oder nicht, sie kann sich nicht dagegen wehren.
Die Gruppe „pulk fiktion“ beantwortete gestern beim Jugendtheatertreffen viele lustige Fragen rund um das Thema Nachrichten: Bekommt ein Nachrichtensprecher Ärger, wenn er lachen muss? – Nein, wenn es nicht zu doll ist mit dem Lachanfall. „Viel mehr Angst habe ich davor, Rülpsen zu müssen“, plaudert eine Nachrichtensprecherin aus dem Nähkästchen.
Schwieriger wird es, die ernsthaften Fragen des Medienzirkus zu beantworten: Wer garantiert für den Wahrheitsgehalt der Sensationsmeldungen? Nicht nur Diktaturen unterdrücken gerne Wahrheiten oder dichten sie in ihrem Sinne um. Heute verbreiten Internet-Blogs die wahre Wahrheit, sagt pulk fiktion – und wer kontrolliert die Blogs?
Mit simpler Heim-Videotechnik vor einer blauen Leinwand demonstriert pulk fiktion, wie Tante Emma täuschend echt auf dem Mond herumhüpft. Haben die USA damals nicht die ganze Mondlandung im Studio getürkt, nur um den Wettlauf gegen die bösen Russen zu gewinnen? pulk fiktion interviewt einen Jungen aus dem Publikum im Disneyland-Freizeitpark (auf Leinwand). Später werden Gesprächsfetzen aus diesem Interview zu einer angeblichen Live-Reportage von einem Kriegsschauplatz in Georgien zusammengeschnitten – gespenstisch. Wenn einige der jungen Zuschauer im Studio des Paderborner Theaters bei den Nachrichten jetzt genauer hinhören und etwas länger über das Gehörte nachdenken, dann haben „pulk fiktion“ ihr Ziel erreicht.

Neue Westfälische Zeitung vom 23. Mai 2012